AI-Assistenten: Ende des klassischen Internets und von SEO?
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Prof. Dr. Mario Fischer blickt in die Zukunft
Prof. Dr. Mario Fischer hat es auf der SEOkomm 2024 ganz klar gesagt: In 10 bis 15 Jahren könnten die klassischen HTML-Webseiten und Angebote vielleicht verschwinden und durch virtuelle AI-Assistenten ersetzt werden. Ein krasser Gedanke, oder? Doch wenn wir mal ehrlich sind: Die digitale Welt steht Kopf, und eine der krassesten Entwicklungen der letzten Jahre ist definitiv der Aufstieg der Virtuellen AI-Assistenten. Alexa, Siri, ChatGPT und all die anderen smarten Helfer – sie sind dabei, unsere Art und Weise, mit dem Internet umzugehen, komplett auf den Kopf zu stellen. Aber was bedeutet das für unser geliebtes, altes Internet, für die klassischen HTML-Webseiten, die uns seit Jahren begleitet haben? Und noch wichtiger: Was passiert mit SEO, der Disziplin, die für unsere Sichtbarkeit im Netz einfach unverzichtbar war?
Die neue Rolle von virtuellen AI-Assistenten
Virtuelle AI-Assistenten sind keine Spielerei mehr. Sie sind gekommen, um zu bleiben und haben das Potenzial, die zentrale Anlaufstelle für all unsere Fragen zu werden. Viele Menschen schätzen es, schnell und unkompliziert direkte Antworten zu erhalten, anstatt sich durch eine Vielzahl von Links zu klicken. Doch wollen wir wirklich nur das? Was passiert mit der Vielfalt, der Tiefe, den spezialisierten Angeboten, die uns oft ein umfassenderes Verständnis ermöglichen? Es ist diese Vielfalt, die das Internet bisher so wertvoll gemacht hat. Die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven zu finden, in tiefere Inhalte einzutauchen und die Freiheit zu haben, eine eigene Meinung zu bilden – all das droht verloren zu gehen, wenn wir uns nur noch auf eine einzige, vermeintlich optimale Antwort verlassen. Genau diese Fragen fordern uns heraus, das gesamte System neu zu denken. Wie wir Informationen konsumieren und wie Unternehmen Inhalte bereitstellen, steht vor einem grundlegenden Wandel. Wir müssen sicherstellen, dass dieser Wandel nicht zu einem Einheitsbrei der Antworten führt, sondern dass die Vielfalt und Tiefe erhalten bleiben, die das Internet ausmachen.
Das klassische Internet: Webseiten auf dem Rückzug?
HTML-Webseiten, ja, die haben uns seit den 90ern begleitet. Wir kennen sie als Shops, Blogs, Portfolios und noch viel mehr. Aber mal ehrlich: Wenn AI-Assistenten uns die Antwort in Sekunden liefern können, warum sollten wir uns durch dutzende Webseiten klicken? Brauchen wir diese klassischen Webseiten überhaupt noch? Diese Frage dürfen wir uns jetzt stellen – und sie ist unbequem, ohne Zweifel.
Woher kommen die Daten ohne Einzelangebote und Webseiten?
Eine wichtige Frage, die wir uns stellen müssen: Woher sollen all die Daten kommen, wenn es keine klassischen Webseiten und individuellen Angebote mehr gibt? AI-Assistenten können nur so gut sein, wie die Daten, auf die sie zugreifen. Diese Daten stammen aktuell aus Millionen von Webseiten, die individuell gepflegt und mit einzigartigem Wissen angereichert werden. Ohne diese Vielfalt an Quellen gibt es keine breite Basis für die Antworten, die uns die Assistenten liefern.
Wenn nur noch wenige große Player die Datenhoheit besitzen und diese an die AI-Assistenten liefern, verlieren wir einen wesentlichen Teil dessen, was das Internet ausmacht: die Freiheit, eine Vielzahl von Perspektiven und Quellen zu haben. Die Informationen könnten vereinheitlicht, gefiltert oder sogar verzerrt werden, je nachdem, welche Interessen dahinterstehen. Webseiten und individuelle Angebote sorgen dafür, dass viele Stimmen gehört werden und die Datenbasis vielfältig bleibt. Ohne sie riskieren wir eine Monokultur der Informationen, die weit weniger reichhaltig ist, als wir es gewohnt sind.
Deshalb müssen wir uns fragen: Wie schaffen wir es, diese Vielfalt zu bewahren, auch wenn die Nutzung von AI-Assistenten weiter zunimmt? Es braucht einen Weg, dass auch kleinere, unabhängige Anbieter eine Stimme haben und ihre Inhalte in die Datenströme der Assistenten einfließen können. Nur so können wir sicherstellen, dass wir nicht nur schnelle, sondern auch fundierte und vielfältige Antworten erhalten.
Steht also mit dem Wandel nicht nur SEO, sondern die Demokratie am Scheideweg?
Eine sehr berechtigte Frage, die weit über technische Details hinausgeht. Wenn wir darüber nachdenken, dass nur noch wenige große Player die Daten für AI-Assistenten bereitstellen, stellt sich auch die Frage nach der Kontrolle von Informationen. Im klassischen Internet haben wir eine Vielzahl von Perspektiven – Blogs, unabhängige Nachrichtenportale, private Webseiten – all das trägt zu einer pluralistischen Informationskultur bei. Diese Vielfalt ist nicht nur für die Freiheit des Internets entscheidend, sondern auch für die Demokratie als Ganzes.
Wenn AI-Assistenten die primäre Informationsquelle werden und ihre Daten nur aus wenigen großen Quellen beziehen, riskieren wir, dass bestimmte Meinungen und Ansichten dominieren und alternative Stimmen untergehen. Eine zentrale Instanz, die entscheidet, was wichtig ist und welche Daten genutzt werden, könnte leicht dazu führen, dass Informationen gefiltert oder manipuliert werden, um spezifischen Interessen zu dienen. Ohne die Möglichkeit, auf unabhängige Quellen zuzugreifen, verlieren wir die Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen und unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen.
Das klassische SEO hat immer dazu beigetragen, dass kleine, unabhängige Anbieter im großen Suchmaschinenranking sichtbar wurden – auch wenn es schwierig war, konnten sie sich Gehör verschaffen. Wenn diese Mechanismen verschwinden, wird es für unabhängige Stimmen zunehmend schwerer, sich durchzusetzen. Damit steht nicht nur die Vielfalt der Informationen auf dem Spiel, sondern auch die Grundlage einer informierten und offenen Gesellschaft. Eine funktionierende Demokratie braucht Zugang zu vielfältigen, unabhängigen Informationen, und genau das könnte durch die Konzentration auf AI-Assistenten und deren Datenquellen gefährdet werden.
Es liegt an uns allen – Entwicklern, Unternehmen, Nutzern – sicherzustellen, dass die digitale Transformation nicht zu einem Verlust dieser Vielfalt führt. Wir müssen uns aktiv dafür einsetzen, dass auch in der neuen Ära der AI-Assistenten weiterhin viele Stimmen gehört werden. Es geht darum, Mechanismen zu entwickeln, die sicherstellen, dass alternative Meinungen und unabhängige Informationen nicht nur existieren, sondern auch zugänglich bleiben. Nur so können wir verhindern, dass der Wandel des Internets nicht nur SEO, sondern auch unsere demokratische Grundordnung gefährdet.
Markenaufbau ohne virtuelles und individuelles Angebot?
Eine zentrale Frage in der aktuellen Diskussion: Wie kann der Markenaufbau überhaupt funktionieren, wenn virtuelle und individuelle Angebote im Internet immer mehr verschwinden? Der Markenaufbau lebt von der Wiedererkennung, der persönlichen Note und den einzigartigen Inhalten, die Unternehmen bereitstellen, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Individuelle Webseiten und spezialisierte Inhalte haben es ermöglicht, dass Nutzer eine Beziehung zu einer Marke aufbauen und sich an diese erinnern. Das Vertrauen, das durch maßgeschneiderte und direkt zugängliche Informationen entsteht, ist ein Grundpfeiler einer starken Marke.
Doch genau hier stehen AI-Assistenten und deren Entwicklung dem traditionellen Markenaufbau entgegen. Die schnellsten und präzisesten Antworten zu liefern, ist ihr primäres Ziel. Dabei verschwimmt oft die Quelle der Information, und die Marke dahinter gerät in den Hintergrund. Wenn die Informationen anonymisiert und ohne direkten Bezug zur Marke vermittelt werden, wird es schwierig, eine nachhaltige Kundenbindung zu schaffen.
Virtuelle AI-Assistenten konzentrieren sich nicht auf die Einzigartigkeit des Absenders, sondern auf die Effizienz der Antwort. Das führt dazu, dass Marken an Sichtbarkeit verlieren und Nutzer immer weniger die Notwendigkeit sehen, sich mit einer bestimmten Quelle oder Marke zu identifizieren. Das ist ein Problem für Unternehmen, die sich über ihre Marke definieren und mit hochwertigen Inhalten Vertrauen aufbauen wollen. Markenaufbau ohne virtuelles und individuelles Angebot läuft Gefahr, zu einem leeren Versprechen zu werden, wenn die AI-getriebene Effizienz den individuellen Bezug verdrängt.
Wenn die nahe Zukunft der Suchmaschinen also in der Erkennung von Marken und Entitäten besteht, um Qualität bewerten und sortieren zu können, dann ist der von Mario Fischer gezeichnete Weg wohl ein Irrweg.